Unsere Redakteurin Miriam Böndel findet das Leben spielt sich meist in dem Viertel ab, in dem man wohnt - lauter kleine Ghettos.
Ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber wenn man aus Hamburg kommt, spielt sich das Leben meist in dem Viertel ab, in dem man wohnt. Es sind lauter kleine Ghettos.
Wer aus Eppendorf kommt, den trifft man selten auf einen Kaffee in Altona – oder noch verrückter in Wilhelmsburg. Und auch um meinen Kiez, scheint ein unsichtbares rotes Band zu liegen. Warum auch raus bewegen? Ich habe hier alles, was ich brauche: die liebste Bar, gute Restaurants, nette Cafés und den Gemüsemann meines Vertrauens. Kurz: Man kennt sich hier. Irgendwie werde ich trotzdem das Gefühl nicht los, in anderen Städten ist das anders. Mir fällt das immer auf, wenn ich mit Freunden aus Berlin telefoniere, die fahren in lauen Sommernächten auf ihren Rädern quer durch die Stadt. Immer auf der Suche, etwas Neues zu entdecken. Hier hingegen passiert rein gar nichts! Hamburg kann mich dann richtig anöden.
Dabei kann die Stadt wohl kaum was dafür, auch wenn ich mir manchmal wünsche, hier gäbe es mehr Grenzgänger. Aber auch ich gehöre ja zu denen, die faul im Bekannten rumhocken. Dabei kann man eine Stadt wahrscheinlich nur dann spannend machen, wenn man sich traut, sie zu entdecken – und auch die unterschiedlichen Bewohner, denn auch das ist ein Problem hier. Weil sich Sonntags aber nicht die Welt retten lässt, fange ich klein an. Heute geht es zum Frühstück in die Neustadt. Neustadt ist ein komisches Fleckchen. Es sieht ein bisschen aus, wie ein Stück Eimsbüttel oder Rest Schanze, wirkt dabei aber rauer, direkter und weniger dogmatisch. Unaufgeregt, so wie der coole Hinterhof.
Das "Hej Papa" habe ich auf einem Blog gesehen, der viele kleine Hamburg-Überraschungen bereit hält. Es ist toll, hinterm Tresen andere Leute zu sehen, mit denen kurz zu quatschen und es sich dann in einem Laden, den man nicht kennt, gemütlich zu machen. Irgendwie ist das doch ein bisschen aufregend, fast wie ein erstes Date. Das Kribbeln für die eigene Stadt sollte man sich öfter zurückholen, dann vibriert sie auch wieder. Und nächstes Mal geht es dann vielleicht sogar über die Elbe.
1. Neuer Ausblick. Hej Papa!
2. Stürmische Zeiten
3. Kleine Pause
4. Gar nicht spröde!