Egal, ob Sanssouci, Amalienborg oder Schönbrunn – Schlösser sind meine heimliche Leidenschaft. Mein guilty pleasure.
Wenn der Mann und ich unterwegs sind, informiere ich mich vorher immer, ob man nicht irgendetwas besichtigen kann. Auch Museen stehen grundsätzlich auf dem Plan, für die kann ich ihn gerade noch so begeistern. Aber meine Zuneigung für die Behausung gekrönter Häupter ist dem Mann in Wahrheit suspekt. Und zugegeben, auch ich verstehe es nicht so ganz. Aber sobald der Kiesel unter meinen Schuhen knirscht, öffnet sich in meinem Kopf eine Welt. Ich höre Hufeisen im gleichmäßigen Takt aufschlagen. Das Schnalzen des Kutschers und das peitschende Geräusch der Zügel. Ich kann mich diesem Bann nicht entziehen. Wenn ich dann durch das Portal gehe, ist es, als wenn jemand einen schweren Mantel über mich gelegt hätte, in dem ich trotzdem gerade stehen muss. Ich höre leises Kindergeflüster, ein kalter Luftzug streift mein Gesicht. Vorsichtig gehe ich über den alten Holzfußboden, unter jedem Schritt knatscht das Parkett.
Ich bin zu Besuch auf Château de Chantilly, hier hat ein direkter Neffe von Ludwig XVI. mit seiner Familie gelebt. Die Räume sind nur spärlich eingerichtet, die Exponate stammen alle aus Versailles. Die Original-Möbel sind während der französischen Revolution verbrannt worden. Wie mögen die Nächte hier wohl gewesen sein? Ich glaube nicht, dass es das Majestätische ist, das mich so anzieht. Es ist das Vergangene, die Geschichte, der schwere Stoff, der Staub. All das macht, dass ich in meiner eigenen Vorstellungskraft abtauchen kann. Vielleicht ist es hier auch so leicht, weil mein Alltag mit all dem nichts zu tun hat. Es gibt nichts, was mich rausreißen kann. Was für ein leichtes Gefühl! Ich brauche solche Orte, um meine Gedanken einfach mal fließen zu lassen. Es ist wie ein Auftanken der eigenen kreativen Kräfte. Und standesgemäß werde ich mir nachher noch eine Schachtel Macarons gönnen.
Ein kleiner Schlossrundgang:
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Farbspiel
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Auf den Spuren
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Im Paradies
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Gate to heaven
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His Royal Highness