Zum 10-jährigen Jubiläum des EMOTION.award zeichnen wir 2021 mit dem Sonderpreis Gender Balance in Media Menschen aus, die Diversität in der Medienbranche und damit auch in der Berichterstattung fördern.
Je diverser ein Team aufgestellt ist, umso erfolgreicher wirtschaftet es auch. Diesen Effekt belegen sogar Studien. In Kooperation mit dem Branchenmagazin Horizont rufen wir in diesem Jahr die Kategorie Gender Balance in Media aus, um das Thema Gleichstellung in den Medien voranzutreiben. Nominiert sind Personen, die in der medialen Arbeitswelt einen besonderen Beitrag leisten, um die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zu überwinden – unabhängig davon, ob diese in einem Medienunternehmen angestellt sind oder es leiten. Was zählt, ist das Engagement im Sinne der Gleichstellung. Zu Medienunternehmen zählen wir neben klassischen Medienhäusern natürlich auch digitale Plattformen jeder Art. Hier stellen wir euch die Nominierten dieser Kategorie vor.
Gender Balance in Media – das sind die Nominierten
Julia Rotherbl, 40, Chefredakteurin Apotheken Umschau
Als größtes Gesundheitsmagazin Deutschlands will die Apotheken Umschau nicht das stark männliche und damit teils völlig verzerrte Bild von Medizin und Wissenschaft weiter transportieren und prägen. "Deswegen holen wir gezielt mehr Expertinnen ins Heft", sagt Chefredakteurin Julia Rotherbl. Ihr Ziel sei unter anderem, dass wir beim Gedanken an eine Krankenhausvisite nicht automatisch an drei mittelalte Männer in weißen Kitteln denken.
Prof. Bettina Reitz, 59, Filmproduzentin und Präsidentin der Hochschule für Fernsehen & Film München
"Gendergerechtigkeit geht über den Hochschulalltag hinaus und hinein in neue Filme und Serien", erklärt Bettina Reitz ihre Message, die sie jungen Menschen in der Hochschule vermitteln möchte. Als Filmschaffende versteht sie ihre Aufgabe darin, Geschichten mit neuen Rollenvorbildern zu erzählen und zu hoffen, dass diese bald selbstverständlich für das Publikum sein werden.
Anki Huber, 28, und Melli Schoepf, 27, Gründerinnen von Fime
"Die Identitäten unserer Gesellschaft sind vielfältig und gehen über einseitige Zuordnungen wie zum Beispiel binärer Geschlechterkonstrukte wie ‚Frau oder Mann‘ hinaus", erklären Anki Huber und Melli Schoepf. Sie haben das Netzwerk Fime gegründet: Eine Telegram-Gruppe mit fast 900 Mitgliedern, die sich gegenseitig den Rücken stärken und gemeinsam die Perspektive von Frauen und Menschen der LGBTIQ+ Community in medialen Inszenierungen berücksichtigen.
Tolgay Azman, 31, Gründer von Stereotype Media
Der ehemalige stern-Vizechef hat sich im April 2020 mit seiner Audioagentur Stereotype Media selbstständig gemacht, um unter anderem für Frauen wie Luisa Neubauer und Samira El Ouassil den Sound aufzudrehen. Über Diversity sagt er: "Wir als Medienbranche müssen unsere eigenen Hausaufgaben machen, damit wir unsere Aufgabe, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten, gerecht werden können. Das geht natürlich weit über Gender Balance hinaus."
Anne-Kathrin Gerstlauer, 31, Autorin, Journalistin und Strategie-Beraterin
Sie ist eine der Wenigen, die offen über Geld spricht. "Ich werde bis heute verwundert angeschaut, wenn ich meine Gehaltsvorstellungen nenne. Frauen in Führungspositionen sind in den Medien immer noch etwas Besonderes – oder vermeintlich günstig zu haben", erklärt Anne-Kathrin Gerstlauer. Damit das in Zukunft der Vergangenheit angehört, coacht die ehemalige Vizechefin von watson.de Kolleg:innen zum Thema Gehaltsverhandlungen.
Michaela Hummel, 53, Geschäftsführerin Doclights Production
Mit dem Team ihrer Produktionsfirma Doclights setzt Michaela Hummel zahlreiche Dokumentationen und Filme um. Dabei sei die weibliche Perspektive auf gesellschaftliche Themen für die Geschäftsführerin essenziell: "Medien präsentieren Rolemodels. Um Gender-Balance zu erreichen, sollten noch mehr Filme und Dokumentationen von Frauen, von weiblichen und diversen Teams umgesetzt werden."
Sophie Aschenbrenner, stellv. Redaktionsleiterin von jetzt.de und Co-Host des Podcasts "Querfragen"
Frauen, BIPoC, queere Menschen und Menschen mit Behinderung sollten laut Sophie Aschenbrenner nicht nur mitgedacht werden, sie sollten auch selbst mitdenken, mitentscheiden und sich entfalten können. "Dafür müssen mehrfach privilegierte Menschen ihre Macht auch abgeben wollen", sagt die stellvertretende Redaktionsleiterin von jetzt.de.
Dalal Mahra, 20, Gründerin von @Kopftuchmädchen
Sie ist erst 20 Jahre alt, aber hat sich in der Branche bereits einen Namen gemacht: Auf Instagram und YouTube vermittelt Dalal Mahra einen authentischen Einblick in die Lebensrealität muslimischer Frauen – einer Gruppe, der sonst viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. "Das Bild muslimischer Frauen in den Mainstream-Medien ist sehr stereotypisch und verstärkt antimuslimischen Rassismus", sagt sie. Die Perspektive dieser Frauen könne nur authentisch dargestellt werden, wenn sie selbst mitreden. Und das tut Dalal Mahra.
Sophie Seifried, 36, Co-Founder von Equality Media
Obwohl Podcasts zu den Medien zählen, die besonders gerne von Frauen konsumiert werden, ist die Branche selbst von Männern dominiert. "Wir brauchen einen Kontrast zum traditionellen, von Männern dominierten Storytelling", sagt Sophie Seifried und sieht darin ihre Mission. Mit Equality Media möchte sie Podcaster:innen untereinander vernetzen und sie darin unterstützen, ihre Formate auszufeilen und zu monetarisieren.
Thembi Wolf, 31, Textchefin bei Krautreporter und Vorsitzende der Neuen Deutschen Medienmacher:innen
"Als junge Journalistinnen bekommen wir gesagt, die Branche stehe uns offen", leitet Thembi Wolf ein. "Wir können Investigativ-Journalistinnen werden, vor der Kamera stehen und aus dem Krieg berichten – niemand halte uns auf. Und trotzdem sitzen wir dann in der Redaktionskonferenz allein unter Männern." Das verändern zu wollen, sei eigentlich Teil des journalistischen Handwerks, sagt die Vorsitzende des Zusammenschlusses für Neue Deutsche Medienmacher:innen und Textchefin bei Krautreporter.
Vincent Herr, 33, Autor, Aktivist und Feminist
"Diversity bedeutet für Männer im Zweifel den Platz freizumachen", erklärt Vincent Herr. Mit politischen Kampagnen macht der Aktivist immer wieder auf Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft aufmerksam. Für ihn sei klar, dass es in erster Linie die weißen Männer seien, die von diskriminierten Minderheiten lernen müssen.
Judith Wittwer, 43, Chefredakteurin bei der Süddeutschen Zeitung
"Identitätspolitisch sind Frauen eine Minderheit, de facto aber bilden sie eine Mehrheit", meint Judith Wittwer, Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung. In ihrer Position hat sie es sich daher als Aufgabe gemacht, Kolleginnen zu fördern und den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen. Guter Journalismus solle die Welt schließlich aus unterschiedlichen Perspektiven sichtbar machen und sie so beschreiben, wie sie ist: komplex und vielfältig.
Dr. Katja Wildermuth, 56, Intendantin des Bayerischen Rundfunks
Gender Balance im öffentlich-rechtlichen Medienbereich ist für Dr. Katja Wildermuth wichtig, damit die gesamte Gesellschaft in all ihrer Diversität angesprochen werden kann. Und das schaffen Medienunternehmen "am besten, wenn ihre Belegschaft die gesellschaftliche Realität widerspiegelt", findet sie. Daher ist ihr die Förderung von Gleichstellung und Vielfalt beim Bayerischen Rundfunk ein besonderes Anliegen.
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EMOTION.award 2021