Die Stilberaterin FRAU MAIER verrät, warum Ihnen die Frühjahrstrends schnuppe sein sollten und wie Sie Ihren ganz eigenen Stil wiederfinden
Neulich war ich bei einer Kundin, in deren Kleiderschrank fliederfarbene Satin-Blusen, grüne Oversize-Pullover und rote Minikleider hingen – und an vielen dieser Sachen baumelte noch das Etikett. Da standen Schuhe, die zu einer einzigen Bluse perfekt passten, aber zu nichts anderem. Und weil meine Kundin sich in der Bluse unwohl fühlte, teilten die Schuhe das Schicksal vieler anderer schicker Teile in diesem Kleiderschrank: Sie führten ein tristes Dasein, weil sie nie rauskamen.
Warum nicht? Weil meine Kundin regelmäßig Sachen gekauft hatte, "die halt alle trugen". Weil sie keine Ahnung hatte, was ihr steht. Und je voller ihr Schrank wurde, desto größer wurden ihr Frust und ihre Ratlosigkeit. Am Ende unseres gemeinsamen Tages hatten wir drei Säcke Kleidung aussortiert (vieles davon nie getragen) und meine Kundin hatte ihren Stil wiedergefunden. Den, der sie zum Strahlen brachte beim Blick in den Spiegel!
Wie vermeiden Sie einen solchen "Schrank voll nichts anzuziehen"? Zuallererst sollten Sie eines tun: Ignorieren Sie die aktuellen Frühjahrstrends. Und auch das, was dann im Sommer kommt, und im Herbst, und... Sie wissen schon. Denn Ihr ureigener Stil hat mit Mode-Erscheinungen nichts zu tun. Wie Sie diesen "ureigenen Stil" finden? Indem Sie sich folgende 5 Fragen stellen.
1. Was gefällt mir an mir?
Ihre innere Haltung ist immer Fundament für Ihr Aussehen. Ohne Ihr "JA!" zu sich ist jedes Outfit nur halb so gut. Deshalb: Finden Sie sich gut – zumindest zu 51% der Zeit? Wenn nein: Trainieren Sie es. Schreiben Sie dafür auf, was Ihnen an sich gefällt. Ihre Hände? Die Augen? Vielleicht sind es auch die Ohrläppchen oder der kleine Zeh. Schauen Sie da hin, wo es ihnen gefällt und erfreuen Sie sich daran. Wenn Sie allein nicht weiterkommen, fragen Sie einen nahestehenden Menschen, was er an Ihnen mag. Da könnten Sie die ein oder andere Überraschung erleben! Mein Tipp: Wählen Sie ein kleines Accessoire aus, etwa ein Armband oder einen Ring, und tragen Sie es jeden Tag. Jedes Mal, wenn Sie es anschauen, erinnern Sie sich an das, was Ihnen gefällt – so trainieren Sie, positiv über sich selbst zu denken.
2. Was passt zu meinem Körper?
Was bietet Ihnen Ihr Körper? Welche Formen bringen Sie mit? Eifern Sie nicht weiter einer Figur nach, die Sie nie haben werden. Heute ist der beste Tag, Frieden mit sich zu schließen. Und Kleidung kann Ihnen dabei helfen! Hier ein paar Beispiele:
- Sie können eine optisch schmalere Taille schaffen, indem Sie auf konturierende Schnitte Ihrer Oberteile achten.
- Falls Sie eine ausgeprägte Hüftpartie besitzen: Setzen Sie im Schulterbereich ein Gegengewicht, zum Beispiel durch eine definierte Schulterlinie, wie ein Blazer sie vorgibt.
- Sind Ihre Schultern breit, die Hüfte aber schmal? Dann betonen Sie Ihre Hüftpartie mit dem zusätzlichen Volumen eines Peplum-Tops (das sind die mit Schößchen dran) oder einer Hose, die durch Bundfalten mehr Volumen in diesem Bereich erzeugt. Auch so genannte "Haremshosen" erfüllen diesen Zweck.
Ihre Figur gibt also vor, welche Schnitte und Passformen zu Ihnen passen – und welche Sie links liegen lassen können.
3. Welche Materialien trage ich gern?
Manchmal kann man sich in einem ganz simplen dunkelblauen Top richtig elegant fühlen – weil es aus hochwertiger Seide besteht. Genau deshalb sind Materialien so wichtig: weil sie Ihnen ein bestimmtes Gefühl geben. Fühlen Sie sich großartig, so sehen Sie gleich besser aus. Überlegen Sie also, was Sie am liebsten tragen – und konzentrieren Sie sich in Zukunft auf genau diese Stoffe. Finden Sie Ihre persönliche Mischung: An einem Tag mag Sie der bequeme Baumwoll-Pulli glücklich machen, am anderen muss es unbedingt Kaschmir sein.
4. Was sind meine Farben?
Gibt es Farben, zu denen Sie immer wieder greifen? Bei denen Sie regelmäßig Komplimente bekommen? Die sind in aller Regel die für Sie Richtigen. Entscheiden Sie sich konsequent für diese Farben – und lassen Sie andere lieber links liegen. Was im ersten Schritt aussehen mag wie eine Einschränkung, ist in Wirklichkeit Erleichterung pur: weil Ihre Garderobe auf einmal mühelos zu kombinieren ist und die zig Einzel-Outfits, die nur zu einem einzigen Teil passen, ganz einfach wegfallen. Und wenn dann mal wieder senf-gelb oder neon-pink total angesagt ist, können Sie lässig entscheiden: Das passt zu mir! Oder eben: Nö, das brauche ich nicht!
5. Welche Details kann ich hervorheben?
"The details are not the details, they make the design." Das sagte Charles Eames, weltberühmter Designer des letzten Jahrhunderts. Sprich: Erst die Details machen Ihren Stil einzigartig und besonders. Sie katapultieren ein Outfit von "Naja, passt schon halbwegs" hin zu "Super stimmig und gekonnt". Stellen Sie sich eine weiße Bluse mit einem roten Knopfloch vor: Wenn Sie diese Farbe in Schuhe, Lippenstift oder Schmuck wieder aufgreifen, wird das Knopfloch hervorgehoben und das Outfit stimmig. Das mag wie eine Kleinigkeit erscheinen. Doch diese Kleinigkeit unterscheidet Sie von den Frauen, die sklavisch einen aktuellen Trend nachahmen. Ausserdem verleiht es Ihnen das gewisse Etwas.
Übrigens: "Ihr" persönlicher Kleidungsstil ist immer etwas, das sich mit Ihnen entwickelt. Mit Ihrer Persönlichkeit, Ihrem Körper. Mit 25 hatten Sie wahrscheinlich einen anderen Stil, als Sie ihn mit 65 haben werden. Egal welches Alter: Wenn Sie wissen, was Ihnen wirklich steht, können Sie die meisten Trenderscheinungen mit einem Lächeln links liegen lassen.
FRAU MAIER, alias Katharina, ist Stilberaterin und zeigt auf ihrer Webseite www.moderne-stilberatung.de, wie Sie wieder glücklich mit Ihrer Garderobe werden. Über kostenlose Webinare, ihren Online-Kurs "StilSicher in 8 Wochen" und im Online Stil Coaching hilft sie dabei, einfach gut auszusehen und sich (wieder) so richtig wohl zu fühlen in der zweiten Haut. Sie weiß: Guter Stil ist keine Frage des Geldes – wer eine stimmige Garderobe hat, braucht nur wenige Teile, um maximal kombinieren zu können.