Katja von Eysmondt führt seit Jahren eine Fernbeziehung. Wie man diese Zeit übersteht und sogar noch Positives daraus ziehen kann – das berichtet die Fernbeziehungs-Expertin hier.
Einfache Orientierungshilfen für gelingende Fernbeziehungen
In Deutschland lebt etwa jedes siebte bis achte Paar in Fernbeziehungen. Einige davon in sogenannten Pendlerbeziehungen, andere leben immer wieder über Wochen oder Monate getrennt voneinander. Hauptauslöser für den Beginn einer Fernbeziehung ist meist der Beruf oder andere Prioritäten in der Entwicklung der eigenen Karriere. Das war auch jedesmal bei mir und meinem Mann der Grund, weshalb wir diese besondere Form des Zusammenlebens wählten. Ein bisschen sind wir inzwischen Fernbeziehungs-Profis. Denn tatsächlich leben wir im Moment in einer Beziehung, bei er wir uns nur am Wochenende sehen. Entweder in der Schweiz (dort arbeitet und lebt mein Mann) oder in Deutschland, wo ich mein Coaching Büro habe und mit unserer gemeinsamen Tochter und dem Familienhund lebe.
Dabei liegt eine sogenannte Long Distance Beziehung bereits hinter uns. Für 15 Monate zog mein Mann in die USA nach Arizona. Wegen meiner Selbstständigkeit und dem Wunsch unserer Kinder, in ihrem sozialen Umfeld bleiben zu dürfen, entschieden wir uns, in Zeitzonen zu leben, die neun Stunden voneinander entfernt waren. Inzwischen sind Fernbeziehungen ein fester Bestandteil unserer langjährigen Partnerschaft. Und wir leben und lieben sie mit all ihren Vor- und Nachteilen.
Entscheiden Sie gemeinsam
Ein wichtiger Faktor für das Gelingen der Fernbeziehung ist zunächst, die Entscheidung gemeinsam zu treffen. Nur wenn beide Partner es ganz sicher wollen, ist es leichter, als Fernbeziehungs-Liebende durch schwierige Zeiten zu kommen.
Als mein Mann das Angebot erhielt, für eine Zeit in den USA zu arbeiten, war das eine riesige Chance, bei der ich ihm nicht im Weg stehen wollte. Auf der anderen Seite bekam ich keine Arbeitserlaubnis für die USA und hätte meine Selbstständigkeit in Deutschland aufgeben müssen. Wir entschieden uns, uns aufzuteilen. Mein Mann ging alleine in die USA, die Kinder und ich besuchten ihn in den Schulferien. Wenn mein Mann Termine in Deutschland hatte, konnte er uns besuchen. Eine Lösung, die wir über den Zeitraum von fast anderthalb Jahren gut überschauen konnten. Und das selbst in Phasen, in denen die Sehnsucht sehr groß wurde, wenn man sich im schlimmsten Fall neun Wochen nicht sehen konnte.
Bei Sehnsucht hilft Regelmäßigkeit
Sehnsucht ist für Menschen in Fernbeziehungen ein Stich ins Herz. Der Partner wird vermisst. Die Kinder sehnen sich nach ihrem Vater, weil vielleicht die Mutter mal wieder nervt. Uns hat dann immer folgendes geholfen:
- Regelmäßig telefonieren
- Rechtzeitig wissen, wie viel Zeit zwischen den Wiedersehen vergehen
- Die neu gewonnene Freizeit ohne Partner als Primetime entdecken
Mein Mann fing an, Motorrad zu fahren und konnte an seinen freien Wochenenden durch die Wüste von Arizona cruisen. Ich habe viele Abende im Fitnessstudio verbracht oder ausführliche Mädelsgespräche geführt.
Was aber als wichtigste Erkenntnis dazu kam, war, dass wir es schafften, jeden Tag, trotz Zeitverschiebung, eine Stunde am Stück miteinander zu telefonieren (Flate-Rate einrichten). Vielleicht gelang es uns auch gerade deshalb, weil wir aus unserem Alltag der Nahbeziehung wussten, dass die sonst übliche Redezeit von sieben Minuten, die zwischen Paaren in Deutschland herrscht, nicht reichen würde, um aus der Ferne den anderen am eigenen Leben teil haben zu lassen.
Fernbeziehung als Chance sehen
Aus der Ferne lieben bedeutet, nicht sofort alles mit dem anderen zu teilen. Es bedeutet aber auch, sich immer wieder neu auf den anderen einzulassen und sich gegenseitig erneut zu entdecken. Das könnte doch ein Rezept für das Gelingen einer Fernbeziehung in einer langjährigen Partnerschaft sein.
Katja von Eysmondt lebt seit 25 Jahren mit ihrem Mann in unregelmäßigen Abständen in Nah- und Fernbeziehungen. Die Erfahrungen, die sie dabei als Paar, aber auch als Familie sammelte, hat sie in dem Ratgeber „Du Schatz . . . Erfolgreich eine Fernbeziehung führen“ (erschienen bei Ellert & Richter) zusammengetragen. Sie arbeitet und lebt in der Nähe von Düsseldorf und begleitet Menschen in persönlichen und beruflichen Veränderungsprozessen. Außerdem ist sie EMOTION Coach. Mehr Infos unter www.katjavoneysmondt.de