In der Streitschrift "Managerismus" benennt Manfred Hoefle die unhaltbare Situation, in die uns eine nur am Gewinn orientierte Wirtschaft hineinmanövriert hat
Sie rasen im Sportwagen vor die Börse, grinsen in jede Kamera und haben jeglichen Maßstab verloren. Die Rede ist von Selbstdarstellern Marke Schrempp, Middelhoff, Zumwinkel. Sie verschwinden mit ungeheuren Summen, hinterlassen verbrannte Erde. Und doch sind sie nur Symptom eines wildgewordenen Wirtschaftssystems. Als Ursache identifiziert Autor ManfredHoefle den "Managerismus". In seiner gleichnamigen Streitschrift benennt er die unhaltbare Situation, in die uns eine nur am Gewinn orientierte Wirtschaft hineinmanövriert hat. Und er skizziert die Architektur für eine neue Wirtschaftsordnung, die wesentlich auf klassischen unternehmerischen Tugenden aufbaut
Seit sich Unternehmen nicht mehr am Kundennutzen orientieren, sondern am Finanzmarkt, wollen die Topmanager nur noch Wachstum um jeden Preis. Denn ihr Image und ihre Bezüge sind am Umsatz und der Zahl der Mitarbeiter orientiert. In diesem Zusammenhang wirft Hoefle einen spannenden Blick auf das ehemalige Vorzeigeunternehmen General Electric, das von Jack Welch zur weltweiten Nummer 1 aufgebaut wurde. Heute aber zeigt sich, dass der Koloss ihr innovatives Kapital verspielt (verkauft) und jahrelang einen Gutteil des Ergebnisses nicht durch exzellente Produkte, sondern durch zum Teil windige Finanzmarkttransaktionen erzielt.
Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert
Manageristen, wie Hoefle die ausschließlich auf ihren Eigennutz bedachten Konzernlenker nennt, hält es selten lang auf ihren Posten. Kein Wunder: Ihr Hauptinteresse gehört nicht dem Unternehmen und seiner Zukunft, sondern ihrem Ego und dem Kontostand. Wer zudem auf den "Golden Parachute" (bei Misserfolg Abfindungen in Millionenhöhe) zählen kann, hat sowieso nichts mehr zu befürchten.
Aber Hoefle belässt es nicht bei der Kritik. Die zweite Hälfte seines Buches gehört dem Entwurf einer Wirtschaftsordnung, die auf klassischen unternehmerischen Tugenden aufbaut. Nicht der Gewinn zählt, sondern der wirtschaftliche und gesellschaftliche Nutzen, den das Unternehmen bewirkt. Alles Träumerei? Nein. Allerdings braucht gesundes Unternehmertum in funktionierenden Märkten eine gute Wirtschaftspolitik. Dazu gehören strickte Anti-Trust Regeln, entschiedenes Vorgehen der Politik gegen Monopolisierungstendenzen und absolute Größenbegrenzungen von Unternehmen (beispielsweise durch das Verbot von Akquisitionen). Denn wie sonst sollte man jemals die "Too big to fail-Problematik" in den Griff bekommen? Zudem sind es die undurchsichtigen Konzerne mit ihren personellen und strukturellen Verflechtungen hinein in den Finanzmarkt und in die Politik, die den Managerismus so richtig zur Blüte bringen.
Fazit
"Managerismus" ist ein gutes Buch zur Rück- und Vorwärtsbesinnung auf die Qualitäten des klassischen Unternehmertums und einer gezügelten Ökonomie. Die Zeit scheint demnach reif für einen Paradigmenwechsel. Und dafür, so grundlegende Kategorien wie Vertrauen und Verantwortung wieder ins Zentrum der Wirtschaft und der Wirtschaftspolitik zu stellen. Dazu leistet dieses Buch einen wichtigen Beitrag.