In kürzester Zeit zu mehr Gelassenheit und mentaler Stärke - und zwar durch einfache Yoga-Übungen und vegane Ernährung. Dass das möglich ist, davon ist Blogger und Buchautor Dominik Grimm überzeugt. Er nennt das ganze Yogan und erklärt uns im Interview, was genau das eigentlich bedeutet.
Yoga ist inzwischen weit verbreitet und jeder hat schon einmal vom Sonnengruß gehört. Was alles zu einer veganen Ernährung gehört oder auch nicht, ist vielleicht schon etwas weniger klar. Worum es sich allerdings bei dem Begriff "Yogan" handelt, und wie das mit Yoga und veganer Lebensweise zusammenhängt, das hat uns Dominik Grimm erklären müssen. Er steckt hinter diesem Begriff, bei dem es sich viel weniger um eine bloße neue Wortschöpfung handelt als um eine echte Lebenseinstellung.
emotion.de: Wie entstand dieser ziemlich einprägsame Begriff Yogan eigentlich?
Dominik Grimm: Ohne eine große Geschichte drum herum aufzubauen: Sonntagsmorgens beim Frühstück. Einen Tag vorher hatte ich mir überlegt, meine Lebensweise in einem Konzept darzulegen, um sie für meine Mitmenschen praktizierbar zu machen. Und irgendwie kam mir dann genau dieses Wort: Yogan.
Sie bezeichnen Yogan als ein ganzheitliches Lebensstilkonzept. Was steckt genau dahinter?
Yogan fußt auf 6 Säulen, die angelehnt an die 5 Säulen des Hatha Yoga sind: Asanas (Yoga-Stellungen), Pranayama (Atem-Techniken), Shavasana (Tiefenentspannung), Meditation und positives Denken, vollwertige vegane Ernährung und das Studium der Schriften resp. die Ethik hinter Yoga(n). Somit berührt Yogan den Menschen auf allen Ebenen und fördert unsere Entwicklung. Hinzu kommt, dass sich die vegane Ernährung und der bewusstere Konsum auch auf unsere Um-Welt auswirken. An dieser Stelle beginnt dann auch die Ganzheitlichkeit, denn Yogan schließt nicht nur den Menschen an sich, sondern auch seine Umwelt mit ein.
Warum und seit wann haben Sie sich für diese Art zu leben entschieden?
Ich bin vor einigen Jahren durch meine Leidenschaft für das Apnoetauchen zum Yoga gekommen. Vor allem die Beschäftigung mit der Philosophie des Yoga hat mich dann zum Umdenken gebracht, so wurde ich zunächst zum Vegetarier und recht bald danach lebte ich vegan.
Wie hat sich Ihr Leben seither verändert?
(lacht) Das ist gar nicht so einfach zu beantworten bzw. es ist schwierig zu differenzieren, welche Veränderungen auf welche Ursache zurückzuführen sind. Klar ist jedoch, dass ich durch die Praxis des Yoga in Kombination mit der veganen Lebensweise ein Mehr an Energie habe und dadurch sehr euphorisch an aktuellen Projekten arbeiten kann, um diese Lebensweise vielen Menschen ans Herz zu legen.
Positives vorleben und andere Menschen inspirieren ist mein Credo – nicht überzeugen.
Was ist für Sie dabei das zentrale Element?
Achtsamkeit und ein respektvoller Umgang miteinander. Ich kann auf der Matte turnen und mich vegan ernähren. Yogan fängt aber u.a. an der Stelle an, an der ich mitfühlend und respektvoll auch mit jenen umgehen kann, die diese Lebensweise nicht leben. Positives vorleben und andere Menschen inspirieren ist mein Credo – nicht überzeugen. Menschen treffen Entscheidungen, die ihr Leben verändern, nicht, wenn andere sie überzeugen, sondern aus tiefem Verständnis heraus.
Warum sollten sich Menschen für diese Lebensweise entscheiden?
Yogan tut uns Menschen an sich gut und auch der Umwelt, unserem Planeten. Das persönliche „warum möchte ich so leben“, wird sich jeder selbst beantworten können, wenn er diese Lebensweise einige Zeit lang praktiziert hat. Yoga(n) ist Erfahrungswissenschaft. Viele Menschen würden gerne lesen, dass die und die Lebens- und Ernährungsweise die Perfekte ist. So etwas gibt es aber nicht, dafür sind wir alle zu unterschiedlich. Ich denke jedoch, dass Yogan bzw. Yoga und vegan mit all ihrem Facettenreichtum und mit all ihrer Modifizierbarkeit fast jedem Menschen eine große Hilfe sein kann – von unserer Umwelt und den Tieren ganz abgesehen.
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Yoga und veganer Ernährung?
(lacht) Gibt es denn einen Unterschied? Wer Yoga übt, tut dies, weil er sich spirituell weiterentwickeln möchte, weil er gesund sein möchte, weil er sich und seinem Körper, seinem Geist und seiner Seele etwas Gutes tun möchte. Wie viel Gutes tu ich meinem Körper, wenn ich nach meiner Yoga-Praxis ein Steak esse? Um es anders und etwas liebevoller auszudrücken: Unsere Ernährung ist die GRUNDLAGE, die uns überhaupt erst ermöglicht Yoga zu üben, ja gar zu leben. Sollte es nicht unser aller Anliegen sein, diese unter diesem Gesichtspunkt auszuwählen?
Sie haben eben gerade ein neues Buch veröffentlicht. Worum geht es darin und was war der Antrieb dafür?
Um Yoga und veganes Leben. In Yogan gehe ich die eben angesprochenen 6 Säulen step-by-step durch, gebe praktische Übungs- und Umsetzungs-Tipps. Ergänzt wird das Buch durch einige Rezepte und ein Kapitel mit Superfoods. Einsteiger können Yogan hier von Grund auf lernen und auch für fortgeschrittene Yogis und Veganer hält das Buch die ein oder andere Information bereit und gibt hier und da Denkanstöße.
Meine Intention: Den Traum, den jeder von uns hat: Die Welt ein kleines bisschen friedvoller machen.
Über den Autor:
Dominik Grimm ist Autor, biologisch technischer Assistent und Yogalehrer. Er gibt Yogastunden, Seminare und Workshops zum Thema Yogan. Vor Kurzem eröffnete er das erste Yogan-Studio in Köln. Mehr Informationen finden Sie unter www.yogan-om.de
Drei wichtige Yoga-Übungen
Diese drei Übungen stammen aus dem gerade neu erschienen Buch "Yogan - veganes Leben und Yoga" von Dominik Grimm. Es ist als Taschenbuch im Droemer Knaur Verlag erschienen, aber auch als Audiobook oder eBook erhältlich.
Die Stellung des Kindes
Die Stellung des Kindes ist ganz besonders schön, weil sie uns unterbewusst an die Zeit im Mutterleib erinnert. Knien Sie sich hin und legen Sie Ihre Fußrücken auf dem Boden ab. Setzen Sie sich mit dem Gesäß auf Ihre Fersen. Legen Sie Ihren Oberkörper so weit, wie es Ihnen möglich ist, auf Ihre Oberschenkel und lassen Sie den Kopf
vor Ihren Knien auf den Boden sinken. Legen Sie Ihre Arme neben Ihrem Körper ab und mit den Handflächen nach oben neben sich auf den Boden, so dass die Hände ungefähr in der Höhe Ihres Pos liegen und die Ellbogen den Boden berühren. Sollten Sie mit Ihrem Kopf oder Ihrem Gesäß in der Luft schweben, nehmen Sie ein (Meditations-)Kissen zu Hilfe und polstern Sie die Lücke aus. Atmen Sie tief in den Bauch und lassen Sie sich in die mütterliche Geborgenheit hineinsinken. Vergessen Sie aber nach dem Entspannen in der Stellung des Kindes nicht, Ihre Übungen fortzusetzen!
Der Baum
Hilfsmittel: keine.
Aus der stehenden Position heraus – sie heißt übrigens »Bergstellung« – können Sie jetzt wieder in eine etwas forderndere Stellung hineinkommen: den Baum.
Direkt zu Beginn öffnen Sie die Augen und fixieren einen sich nicht bewegen - den Punkt vor Ihnen. (In Yogastunden fixiert man gern den Schüler vor sich. Wenn dieser aber hin und her wackelt, wird es für Sie schwerer.) Dann winkeln Sie Ihr rechtes Bein an und bringen die Fußsohle an die Innenseite des linken Oberschenkels. Nun atmen Sie aus und bringen die Hände in die Namaste-Haltung: Die Handflächen berühren sich vor dem Herzen, und die Unterarme sind parallel zum Boden. Dann atmen Sie ein und geben die Hände mit zusammengefalteten Handflächen über Ihren Kopf. Nun atmen Sie konzentriert ein und aus und finden Ihre Mitte. Nach einigen Atemzügen wechseln Sie auch bei dieser Stellung wieder die Seiten.
Vermutlich klappt sie nicht direkt beim ersten Mal. Üben Sie dann einfach weiter. Gerade bei den Gleichgewichtsübungen merken wir, wie konzentriert beziehungsweise unkonzentriert unser Geist ist. Körper und Geist sind eng miteinander verbunden und bilden eine Einheit. Je konzentrierter wir im Geist sind, desto mehr können wir auch
unseren Körper beherrschen. Und bei dieser Stellung kommt es fast nur auf die Konzentration des Geistes an. Wenn ich mich nicht fokussiere, kann ich sie kaum halten, obwohl ich sie schon einmal mehrere Minuten habe durchführen können. Also nur Mut! Und Gelassenheit – ach, und Konzentration natürlich auch...
Übungsdauer: jede Seite 30 Sekunden bis 1 Minute.
Wirkungen: Stärkung der körperlichen und geistigen Festigkeit, Entwicklung von mehr Gleichgewicht.
Einschränkung: keine.
Die Sphinx
Hilfsmittel: keine.
Ausgehend von der Bauchentspannungslage bringen Sie Ihre Beine wieder zusammen, so dass die Fersen sich berühren, strecken die Beine durch und bringen die Fuß rücken auf den Boden beziehungsweise lassen die Fuß sohlen nach oben zeigen. Beugen Sie Ihre Arme und geben Sie die Unterarme rechts und links neben Ihrem Kopf auf
den Boden, die Handflächen zeigen nach unten und die Finger nach vorn.
Bringen Sie die Unterarme und Ellbogen so nah wie möglich an Ihren Körper, dann heben Sie beim Einatmen Kopf, Schultern und Brust, indem Sie die Oberarme in die Senkrechte bringen. Ellbogen, Unterarme und Hände bleiben hierbei fest im Boden verwurzelt. Schließen Sie die Augen und atmen Sie auch hier wieder tief in den Bauch. Halten Sie diese Stellung eine Zeitlang und gleiten Sie anschließend wieder zurück in die Bauchentspannungslage.
Übungsdauer: 1 bis 2 Minuten.
Wirkungen: Verbesserung und Vertiefung deer Atmung, Verbesserung der Wirbelsäulenflexibilität, Stärkung der Arme und Schultern
Einschränkung: keine.