Bob Carey fotografiert sich seit zehn Jahren im Tutu. Dafür wurde er ausgelacht und beleidigt. Doch er macht immer weiter – aus Liebe zu seiner Frau, die Brustkrebs hat.
Der Rücken von Bob Carey ist haarig. Seinem runden Bauch sieht man an, dass er gerne isst. Würde Bob sich beim Ballett bewerben, würde man ihn auslachen. Er ist zu alt, zu dick, zu ungelenk. Trotzdem trägt er ein Tutu. Der Bund des rosanen Ballerinaröckchens ist zu eng für den wohlgenährten Mann. Der Gummi schneidet ins Fleisch und hinterlässt einen roten Abdruck, wenn Bob Carey ihn sich nach der Arbeit abstreift.
Er ist alt, dick, ungelenk. Trotzdem trägt er ein Tutu
Seit zehn Jahren fotografiert sich der 52-Jährige jetzt schon via Fernbedienung im Röckchen: schwitzend in der Wüste, tanzend am Peer, hängend an einer Palme. Der Fotograf sieht auf seinen Bildern aus wie ein tapsiger Bär. "Ja, ich fühle mich immer noch unsicher, wenn ich das Tutu trage", sagt er. Die Leute starren ihn an, tuscheln. Einmal schimpften zwei New Yorker Polizisten, was zur Hölle er denn hier auf dem Times Square in diesem Aufzug wolle. Kurz darauf bahnten sie ihm höchstpersönlich den Weg durch die Menge. Denn seine Antwort berührt jeden: "Ich mache das alles für meine Frau. Sie hat Brustkrebs. Mit den Fotos will ich Aufmerksamkeit für die Erkrankung wecken."
Aus dem privaten Scherz wurde ein Hoffnungsmacher
Die erste Aufnahme im Tutu war ein Zufallsschuss. Bob war für ein Shooting gebucht, er sollte ein Ballett-Ensemble ablichten. Das war 2003 und seine Frau noch gesund. Als er das Equipment wieder abbaute, lag auf der Bühne ein Tutu. Wohl vergessen, denn alle Tänzer waren schon weg. Er streifte es sich über, zum Spaß, und stellte den Selbstauslöser ein. Abends zeigte er die Bilder seiner Frau Linda. Sie konnte kaum aufhören zu lachen. Als Linda Jahre später an Brustkrebs
erkrankte, wurde aus dem privaten Scherz ein Hoffnungsmacher. Für sie – und viele andere Frauen.
"Über das Leben zu lachen, macht es immer besser."
#image12901left Selbst wenn Linda von den Behandlungen richtig erschöpft war, gelang es Bob, sie mit seinen Fotos aufzumuntern. "Über das Leben zu lachen, macht es immer besser, egal ob du Krebs hast oder nicht“, sagt sie. "Es hilft mir, zu entspannen und den Stress für ein paar Momente zu vergessen."
Die Krankheit ging tatsächlich weg. Um dann, drei Jahre später, wiederzukommen. Linda musste sich nochmal einer Chemotherapie unterziehen. Eines Tages nahm das Paar die Fotos von Bob im Tutu mit in die Klinik und zeigte sie den anderen Patientinnen. "Es machte mich so glücklich, ein Lächeln in ihre Gesichter zu bringen", sagt Bob. Aber er wollte noch mehr tun. Und da hatte er die Idee, mit den Bildern Geld für betroffene Frauen zu sammeln.
Er wollte noch mehr tun. Also gründete er eine Organisation
Vor zwei Jahren gründete er die CareyFoundation (www.careyfoundation.org) und verkauft seitdem die Fotos als Drucke, Postkarten und TShirt- Prints. Mit dem Erlös werden Krankentransporte, teure Medikamente, aber auch Babysitter finanziert. In seinen Bildern steckt das ganze Leben: Melancholie, Komik, pure Freude: "Vor allem, wenn ich springe", sagt er. Linda gibt ihren Kampf gegen den Krebs nicht auf. Auch wegen Bob. "Er unterstützt mich so sehr", sagt sie. "Und hilft mir, mit meiner Krankheit zu leben. Dafür bin ich ihm unendlich
dankbar."
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