EMOTION stellt Ihnen spannende Frauen vor, die Sie in persönlichen Gesprächen bei Ihrer beruflichen Weiterentwicklung unterstützen. Dieses Mal: Vera Gäde-Butzlaff, Vorsitzende des Vorstands der Berliner Stadtreinigung (BSR).
Es war ein Wintermorgen vor zehn Jahren. Der Wind pfiff durch die Berliner Straßenschluchten. Es war ihre erste Schicht. Immer wieder stieg die zierliche Frau von dem Müllauto und zog randvolle Tonnen zur Straße, sechs Stunden land. Vera Gäde-Butzlaff hatte gerade ihren ersten Job im Vorstand der Berliner Stadtreinigung (BSR) angetreten. Als erste Frau überhaupt.
Seit 2007 ist sie Vorstandsvorsitzende. Ihr Weg dahin war alles andere als geradlinig. "Ich hatte nie einen Strategieplan für meine Karriere", sagt die 58-Jährige. Bei ihrem Erfolg klingt das fast ein bisschen kokett, aber wahrscheinlich hat genau das den Unterschied gemacht. Nach dem Jurastudium arbeitete sie als Richterin in der Bau- und Umweltkammer am Verwaltungsgericht Berlin. Dann fiel die Mauer und Vera Gäde-Butzlaff sah eine Chance. "Ich wollte den Aufbau mitgestalten", erinnert sie sich. 1994 wurde sie Vorsitzende Richterin in Frankfurt/Oder. Dass in Berlin nur wenige diesen Schritt verstehen konnten, war ihr egal.
Wenn man mit ihr spricht, fallen immer wieder Worte wie: anpacken, mitgestalten oder Verantwortung übernehmen. Deshalb überrascht es auch nicht, dass es sie irgendwann in die Politik zog. Ins Umweltministerium von Sachsen-Anhalt. Umwelt - das ist die einzige Konstante in ihrem Lebenslauf. "Das Thema hat eine gesellschaftliche Relevanz", sagt sie. Doch auch hier wollte sie bald mehr. Von einem Headhunter erfuhr sie von der freien Stelle im Vorstand der BSR. Sie reizte die Möglichkeit, direkt Einfluss zu nehmen - selbst etwas zu tun, sagt sie wieder.
Beim Small Talk hört sie, dass drei Männer in die engere Auswahl gekommen seien. "Hat sich keine Frau beworben?", fragte sie nach. Doch, aber bei so einem Männerverein komme das nicht in Betracht. Die Antwort wird sie nie vergessen. "Hätte man gesagt, ich käme fachlich nicht infrage, weil ich Quereinsteigerin bin, hätte ich das akzeptiert", sagt sie. So griff sie zum Hörer. Und tatsächlich wurde sie für die Vorstellungsrunde nachnominiert. Die Bedenken aus den oberen Reihen wischte der Arbeitnehmervertreter gleich weg: "Den Jungs ist es egal, ob sie eine Frau ist. Hauptsache, sie macht ihren Job."
Nie hatte sie Probleme, bei den 5.500 Mitarbeitern anzukommen. "Jeder Neue muss erst mal Leistung zeigen", sagt sie. "ich bekam vielleicht ein bisschen mehr Aufmerksamkeit." Und die hat sie gleich mit der Müllwagen-Tour genutzt. "Ich wollte die Arbeit des Reinigungsteams kennenlernen", sagt sie. Die Praxis, das ist ihre große Stärke. Handeln und entscheiden, davor hatte sie nie Angst. Und mit ihre haben noch mehr Frauen den Weg in die BSR gefunden. 2010 initiierte sie die Kampagne "Flotter Feger sucht 60 Kolleginnen" und setzte eine Quote für die Reinigungsteams durch. Sie ist eben nicht nur eine Frau für starke Kerle.
Vera Gäde-Butzlaff, 58, zog 1973 nach Berlin, um Jura zu studieren. Ab 1983 war sie Regierungsrätin beim Senator für Inneres. Zwei Jahre später wechselte sie an das Verwaltungsgericht Berlin. 1994 wurde sie Vorsitzende Richterin in Frankfurt/Oder. 1998 ging sie wieder in die Politik, erst als Ministerialdirigentin, später als Staatssekretärin für Umwelt und Landwirtschaft. 2003 kam sie zur BSR. Vera Gäde-Butzlaff ist verheiratet und Mutter einer Tochter.
So werden Sie Mentee
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Einsendeschluss ist der 13. April 2013.
Das Ziel
EMOTION möchte Sie beruflich voranbringen und vernetzen. Deswegen erhalten Sie als Leserin beim Mentoring-Programm die Chance, erfolgreiche Frauen kennenzulernen, die sich durch ungewöhnliche und interessante berufliche Lebensläufe auszeichnen.