Warum eine Beziehungspause die letzte Rettung für eine Partnerschaft sein kann und wie man mit der Trennung auf Zeit am Besten umgeht.
Beziehungspause – der erste Schritt zur Trennung oder eine neue Chance für die Liebe?
"Ich brauche eine Pause" – das ist so ziemlich der letzte Satz, den man von seinem Partner hören möchte. Denn Beziehungspause, das klingt nach Trennung in kleinen Schritten, nach Abstellgleis und "Mal schauen, ob es da draußen noch etwas Besseres gibt". Doch diesen schlechten Ruf hat die Beziehungspause nicht verdient, denn sie ist manchmal die letzte Chance, eine angeknackste Beziehung noch zu retten. Wir haben mit Coach und Trennungsexpertin Barbara Wegmann gesprochen, die weiß, dass eine Pause oft der letzte Ausweg ist, um eine Beziehung noch zu retten.
EMOTION: Woran merkt man, dass es Zeit für eine Beziehungspause ist?
Barbara Wegmann: Ein ganz typisches Zeichen ist, dass man nicht gerne nach Hause kommt. Dass man lieber weggeht, statt zurück zu kommen und dass man sich freut, wenn man alleine zu Hause ist. Diese Anzeichen werden oft einfach abgetan, aber man sollte sie wirklich ernst nehmen und die innere Stimme nicht wegdrücken. Oft ist es auch die Erwartungshaltung von draußen, die uns in unglücklichen Beziehungen fest hält und die uns Dinge tun lässt, die wir eigentlich nicht gerne machen. Ich erlebe oft, dass Leute zu mir sagen "Den Anderen geht es ja in ihren Beziehungen auch nicht besonders gut" – doch das ist einfach kein Grund, sich mit der eigenen Situation einfach abzufinden. So viele Menschen hören aber einfach nicht mehr auf ihre eigenen Gefühle – auch weil sie Angst vor dem haben, was daraus resultieren könnte. Ich sage immer, dass man in einer guten Beziehung auch in der Lage sein muss, offen über Trennung zu sprechen. Denn nur so kommen die Bedürfnisse beider Partner wirklich auf den Tisch.
Es gibt in der Beziehung kein richtig oder falsch – ich kann gar nicht oft genug betonen, dass es darum geht, auf die eigenen Gefühle zu hören. Dass man sich seinen Ängsten stellt und wirklich in sich hineinhorcht, was für einen selbst das Beste ist. Dabei hilft die Fragestellung: Was wäre, wenn die jetzige Situation in fünf Jahren immer noch die gleiche ist? Kann ich damit glücklich werden? Und dann sollte man eben nicht nur über eine Beziehungspause nachdenken, sondern sie Dinge wirklich anpacken, es einfach tun.
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Während der Beziehungspause geht es um die eigenen Bedürfnisse.
Coach und Trennungsexpertin Barbara WegmannTweet
Sollte man vorher einen Zeitraum und Regeln für die Beziehungspause abmachen?
Wichtig ist, zunächst einmal einverständlich festzulegen, was diese Pause überhaupt bedeutet. Soll diese Pause nur sexuell sein, sollen getrennte Räume geschafft werden? Jede Beziehung ist anders und sollte daher ihre eigenen Regeln machen. Meine Empfehlung wäre aber ein Zeitraum von etwa drei, maximal sechs Monaten und dabei sollte man im besten Falle auch nicht zusammen wohnen. Man könnte für diese Zeit zum Beispiel eine kleine Wohnung zur Zwischenmiete nehmen. Es geht bei der Pause darum, sich wieder einen neuen Raum für sich selbst zu schaffen, sich selbst zu spüren und zu erkennen, ob man diese Beziehung noch weiterführen möchte.
Jede Beziehung ist anders und sollte daher ihre eigenen Regeln machen.
Barbara WegmannTweet
Da keiner weiß, wo eine Pause hinführt, sollte man von Anfang an auch über die sachlichen Dinge reden, auch über eine mögliche Trennung danach. Ich lege es allen Menschen, die eine Beziehungspause eingehen, nahe, sich mit Themen wie finanzieller Absicherung, Sorgerecht, Zugewinn und so weiter zu beschäftigen – und zwar vor der Pause. Natürlich ist das nichts, womit man sich gerne auseinandersetzt, aber nur so können sich beide Seiten sicher fühlen – auch im Falle einer Trennung. So gehen beide Partner viel freier in die Pause und können wirklich für sich herausfinden, ob sie die Beziehung weiterführen möchten – und zwar aus Liebe.
Der Sinn der Pause ist schließlich, es sich gut gehen zu lassen und die neue Freiheit zu genießen, statt nur über Probleme und Konsequenzen nachzudenken. Es gilt, heraus zu finden: Was vermisse ich? Wovon träume ich? Eine Zielsetzung erleichtert den Entscheidungsprozess und kann von grundsätzlichen Fragen begleitet werden. Woran würde ich merken, dass ich bleiben will? Was braucht es dazu?
"Die besten Partner sind die, die bleiben, weil sie nicht müssen."
Wie sieht es mit anderen Partnern, Dates und Sex in der Pause aus?
Oberstes Gebot ist auch hier, dass solche Punkte abgesprochen werden müssen – die Partner sollten auf dem gleichen Stand der Dinge sein. Im Prinzip spricht ja nichts dagegen, auch mal einen anderen Menschen toll zu finden, aber dabei sollte man sich immer die Frage stellen: Mit wem möchte ich mein Leben verbringen? Gerade in der Beziehungspause, aber auch darüber hinaus ist die persönliche Freiheit von größter Wichtigkeit – was das genau für den Einzelnen bedeutet, ist natürlich abhängig von der Persönlichkeit. Sie wollen während der Pause die Möglichkeit haben, mit anderen Partnern zu schlafen? Dann kommunizieren Sie das so, sprechen Sie es vor der Pause miteinander ab.
Wie erklären wir unserem Kind, dass wir gerade eine Pause machen?
Wichtig ist, dass man mit seinen Kindern offen spricht und die Wahrheit sagt. Man kann die Situation auch gut verständlich machen und zum Beispiel mit den freundschaftlichen Beziehungen des Kindes vergleichen. Man erklärt, dass Mama und Papa sich eben nicht mehr so aufeinander freuen wie früher und dass sie darum etwas ausprobieren möchten. Generell ist es so, dass sich die Gefühle der Eltern immer auf die Kinder übertragen. Gehen die Partner also mit positiver Einstellung an die Pause heran, dann merken die Kinder das und es nimmt ihnen die Angst. Wenn auch eine räumliche Trennung stattfindet, sollte man sich so aufteilen, dass die Kinder in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können und der jeweils betreuende Partner mit in der Wohnung wohnt und die Eltern über den Zeitraum der Pause regelmäßig tauschen.
Was, wenn ein Partner nach der Pause es noch mal probieren möchte, der andere aber die endgültige Trennung will?
Einer meiner Lieblingssprüche ist: Die besten Partner sind die, die bleiben, weil sie nicht müssen. Und dahinter steckt sehr viel Wahrheit. Ich rate meinen Kunden immer, sich einmal – ganz frei von irgendwelchen Abhängigkeiten wie Geld oder Kindern – zu überlegen, ob sie denn wirklich mit einem Menschen zusammen sein wollen, der nicht mit ihnen zusammen sein will. Der nur wegen des schlechten Gewissens bleibt. Darum ist eine relevante Frage auch: Was brauche ich, um freiwillig zu bleiben? – Und genau dort muss man ansetzen, wenn man seine Beziehung retten möchte. Ist für einen Partner die Trennung die einzige Option, ist es wiederum gut, wenn man eben schon vor der Pause Dinge wie Finanzen und Kinderbetreuung geregelt hat. Natürlich ist man nach der Trennung dann immer noch sehr traurig oder wütend oder enttäuscht, aber es erleichtert den Prozess des Loslassens ungemein.
Barbara Wegmann lebt mit ihren beiden Töchtern in Hamburg. Die zertifizierte Kommunikationsexpertin hat sich nach ihrer eigenen Trennung als Coach selbstständig gemacht. Ihr kostenloser Selbsttest gibt auch dir die Möglichkeit, dich konkret mit dem Thema Trennung auseinander zu setzen – eine persönliche Auswertung folgt per E-Mail.
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