Ilona Groß ist Bankdirektorin bei der Münchner Privatbank DONNER & REUSCHEL und investiert auch gern jenseits der Finanzmärkte - zum Beispiel in Klavierstunden.
EMOTION: Steht Ihr Telefon noch still, seit die Finanzkrise begonnen hat?
Ilona Gross: Mittlerweile jagt ja eine Krise die nächste. Das geht auch an unseren Kunden nicht spurlos vorbei. Viele haben einen hohen Informationsbedarf. Sie merken aber auch, dass sie immer gut beraten waren - und haben einmal mehr schätzen gelernt, Privatbankkunden zu sein.
Sie arbeiten seit über 20 Jahren bei einer Privatbank - warum?
Für mich steht die individuelle Beratung im Mittelpunkt. Die ist bei einer Privatbank möglich, weil die Anzahl der Kunden pro Berater überschaubar ist. Wir kennen die Familien, die Vermögensverhältnisse, werden in viele wirtschaftliche Entscheidungen mit einbezogen, selbst wenn unser Haus nicht direkt betroffen ist.
Was fasziniert Sie an Ihrem Job?
Zunächst: Es ist kein Job. Mein Beruf ist auch meine Berufung. Kein Tag ist wie der andere, ich lerne immer neue Menschen kennen und neue Arten, Dinge zu sehen. Außerdem bekomme ich viel positives Feedback. Das ist wirklich toll!
Welcher Shopping-Typ sind Sie??
Bei großen Investitionen überlege ich gründlich. Bei allen schönen Dingen, die Spaß machen, lass ich mich sehr gern zu Spontankäufen hinreißen.
Und wo sind Sie eher geizig?
Bei Technik! Ich besitze kein iPad, und mein Laptop daheim ist etliche Jahre alt.
Wofür geben Sie immer zu viel Geld aus?
Da gibt es einiges. Reisen, gutes Essen, Konzerte - meinem Mann würde da sicher noch mehr einfallen ...
Noch immer gilt in vielen Familien: "Über Geld spricht man nicht". Ein Fehler?
Ich kann nur raten: Setzen Sie sich zusammen, sorgen Sie in finanzieller Hinsicht für transparente Verhältnisse. Nur wenn jeder einen guten Überblick hat, schafft das Unabhängigkeit. Und die gehört in einer Partnerschaft auf Augenhöhe dazu.
Gibt es bei der Geldanlage noch Unterschiede zwischen Männern und Frauen?
Wenige. Aber mir fällt auf, dass viele Frauen erst investieren, wenn sie wirklich überzeugt sind und alles verstanden haben. Sie scheuen sich nicht, nachzufragen, auch zwei- oder dreimal. Das erlebe ich bei Männern seltener.
Was zählt für Frauen sonst noch?
Immer wichtiger werden flexible Anlagen. Die Lebensläufe gerade jüngerer Frauen ändern sich heute mehrfach, da darf Geld nicht ewig festgelegt sein. Wir haben zum Beispiel unser Anlagemodell "Best of Two" entwickelt. Man kann jederzeit ein- oder aussteigen, auch monatlich ansparen. Die Renditen der letzten Jahre waren trotz Krise hervorragend - vor allem in der Variante "classic".
Aktuelle Börsendaten sind rund um die Uhr abrufbar. Können Sie nach Feierabend oder im Urlaub abschalten?
Nein, das macht aber nichts, denn mich interessiert ja auch im Urlaub, wie der Dax steht. Und natürlich ist der Blackberry dabei, damit ich im Notfall erreichbar bin. Ich habe aber ein super Team, das nur anruft, wenn es sein muss.
Macht Geld glücklich?
Langfristig sicher nicht. Aber wer wirtschaftlich abgesichert ist, hat einfach mehr Zeit sich zu überlegen, welche Dinge ihn glücklich machen.
Was wäre das bei Ihnen?
Seit einem guten halben Jahr erfülle ich mir einen schon sehr lang gehegten Traum: Ich nehme Klavierunterricht. Das macht unheimlich viel Spaß und wirklich glücklich.
Ilona Gross, Jahrgang 1967, absolvierte nach der Banklehre berufsbegleitend das Studium zur Bankfachwirtin. Seit 1991 arbeitet sie bei der Privatbank Donner & Reuschel (Standorte u. a. in München und Hamburg). Von der Wertpapierbetreuerin stieg sie bis zur Bankdirektorin (2010) und stv. Bereichsleiterin Private Banking Süd (seit 2012) auf. Ilona Gross lebt mit ihrem Mann bei München.