Sie sind die Ausnahmen von der Regel: fünf Top-Frauen, die es zu einem gewissen Vermögen gebracht haben. Hier erzählen sie, wie ihr Weg zum Erfolg aussah und welche Tipps sie aus ihrer Erfahrung weitergeben können.
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"Ohne Disziplin geht es nicht"
Ingrid Hofmann, 57, ist Deutschlands erfolgreichste Zeitarbeitsunternehmerin. Ihre I.K. Hofmann GmbH beschäftigt 20 000 Menschen.
"Als ich meine Firma 1985 gründete, stellte ich mir ein kleines, feines Zeitarbeitsunternehmen vor. Reichtum war nie mein Ziel. Ich hatte Freude an neuen Herausforderungen, wollte Dinge mitgestalten. In den ersten fünf Jahren hatte ich das Gefühl, Tag und Nacht arbeiten zu müssen. Ich musste lernen, darauf zu vertrauen, dass Andere genauso gut oder sogar besser als ich wichtige Aufgaben lösen konnten. Auch im Privaten: Mein Mann kümmerte sich um unsere kleine Tochter. Und er machte das richtig gut! Erfolg klappt nur in zusammenarbeit – und mit viel Hartnäckigkeit, Disziplin und Fleiß. Mit dem Erfolg kam das Vermögen. Und das kann nur wachsen, wenn man sparsam bleibt. Ich habe nie Geld aus meinem Unternehmen entnommen, mir lediglich ein angemessenes Gehalt zugeteilt. Das Firmenkapital ist sicher angelegt, da spekuliere ich nicht. Privat setze ich auf einen Mix aus Aktien, Immobilien und Anleihen. Ich kaufe jährlich Wälder und besitze einen Bauernhof mit verpachteten Ländereien. Mir sind Nachhaltigkeit und ein pfleglicher Umgang mit den Ressourcen sehr wichtig – auch im Finanziellen."
"Klar, können wir genauso viel erreichen wie Männer"
Yvonne Trübger, 42, leitet das bekannte Hamburger Pianohaus Trübger in vierter Generation. Die ausgebildete Klavierbauerin kümmert sich zudem um zahlreiche kulturelle Projekte.
"Als Klavierbauerin bin ich eine der wenigen Frauen in der Branche. 1997 übernahm ich mit 28 das Unternehmen meines Vaters und stellte es neu auf. Dabei musste ich lernen, dass man einen langen Atem braucht, um Erfolg zu haben. Gerade jungen Frauen wird wenig zugetraut, den Gegenwind, der einem da entgegenschlägt, muss man aushalten können. Dinge anders als mein Vater zu machen, war erst mal eine Herausforderung, aber nur so geht’s vorwärts. Ich bin überzeugt, dass Frauen genauso viel erreichen können wie Männer. Sie haben oft sogar eine bessere Intuition. Mit einem guten Businessplan und einer Portion Selbstbewusstsein sind das die optimalen Voraussetzungen für Erfolg. Dabei sollte Geld nicht der Antrieb sein. Klar, Geld schafft Sicherheit und Freiheit, aber es macht nicht glücklich."
"Geld ist pure Unabhängigkeit"
Sibylle Berg veröffentlichte 1997 ihren ersten Roman "Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot" – der Beginn ihrer Karriere als Schriftstellerin und Dramatikerin. Sie ist verheiratet und lebt in Zürich. Bergs provozierende Gedanken über Geld, Macht, Liebe und Gleichberechtigung.
EMOTION: Frau Berg , wie sah Ihr Weg zum Erfolg aus?
Sibylle Berg: Ich bin in Ostdeutschland aufgewachsen, dort war Geld unwichtig. Ich wollte aus anderen Gründen Autorin werden – es ist der denkbar dümmste Beruf, wenn man reich werden will. Die größte Zeit meines Lebens war ich relativ mittellos. Erst mit Anfang 30 konnte ich vom Schreiben leben. Sehr spartanisch, aber immerhin. Meine Karriere war nicht rasant und steil. Ich habe morgens in Hamburg Büros geputzt, während mein Buch an die 50 Mal abgelehnt wurde.
Wie wichtig ist Geld?
Geld ist pure Unabhängigkeit. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe leider nicht genug, als dass mir alles egal sein könnte. Früher konnte man mit sehr wenig Geld recht behaglich leben – das ist heute unmöglich.
Wie wird man wohlhabend?
Ein wenig Gnadenlosigkeit hilft. Jahrelang habe ich obsessiv und ohne Rücksicht auf andere nur für mich gearbeitet. Das wäre wahrscheinlich nicht möglich gewesen, wenn ich Mann und Kinder gehabt hätte. Wir leben in einem Kinder- und Frauenfeindlichen System.
Haben Frauen es schwerer?
Ja. Frauen haben die Tendenz, sich als minderwertig zu betrachten. Ich wollte in Finanzfragen immer wissen, was Männer verdienen, die eine ähnliche Arbeit wie ich verrichten – und forderte dann mehr.
Welche Rolle spielt Geld in der Beziehung?
Wer das Geld hat, befiehlt. Auch wenn es in noch so kleinen Details passiert. Dieser tonangebende Part in der Beziehung wollte immer ich sein. Vermutlich instinktiv war ich nie mit einem Mann zusammen, der mehr Geld hatte als ich.
"Herzblut ist der beste Garant für Erfolg"
Verena Delius, 32, ist Geschäftsführerin der Young Internet GmbH und entwickelt Apps und Onlinespiele für Kinder.
"Mein erstes Unternehmen, eine Sushi-Bar, gründete ich mit 19. Später versuchte ich es vergeblich mit einer Salatbar-Kette. Obwohl ich Geld verloren habe, bereue ich diese Versuche nicht. Es ist besser zu scheitern, als nichts zu wagen. Wer einmal die Energie gespürt hat, die entsteht, wenn man etwas Eigenes aufbaut, ist danach auf jeden Fall gestärkt – selbst wenn es schiefgeht. Ich bin ein risikofreudiger Mensch. Sobald ich Geld habe, investiere ich es. Wenn mich eine Geschäftsidee richtig überzeugt, kann ich dieses Risiko guten Gewissens eingehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade Frauen oft zu viel planen. Sie wollen Sicherheit, um eine Familie gründen zu können, trauen sich deshalb zu wenig. Auch mein erstes Kind kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt – trotzdem hat Alles geklappt. Ich kann nur raten: Vieles sollte man einfach auf sich zukommen lassen. Frauen neigen außerdem dazu, sich unter Wert zu verkaufen. Männer verhandeln aggressiver, hier können sich viele Frauen etwas abgucken. Für mich ist Geld ein Maßstab für Erfolg, ich will für Arbeit auch belohnt werden. Dennoch ist ein volles Konto nicht mein Antrieb. Ich will etwas bewegen. Mit Herzblut Unternehmen aufbauen und erfolgreich machen. Wer nur reich werden will, wird keinen langfristigen Erfolg haben."
"Fairness gewinnt!"
Marianne Obermüller, 50, baute die Industriefirma Dynamic Systems auf. 2007 verkaufte sie diese, um mit dem Gewinn ihre Vision einer am Gemeinwohl orientierten Initiative zu realisieren: Sie gründete die Earthrise Society, mit der sie sich für soziales Unternehmertum einsetzt. Und sie ist Mitgründerin des Genisis Institute in Berlin, das den Vision Summit veranstaltet. Hier gibt sie persönliche Tipps, wie man sein Geld am besten einsetzen sollte.
Es zahlt sich aus, die eigene Vision mutig zu verfolgen. Als ich meine Firma verkaufen wollte, rieten mir alle Berater und Geschäftspartner davon ab. Doch ich folgte meinem Herzen und bereue es nicht.
Finger weg von nebulösen Geldanlagen! Man kann nur unabhängigen Beratern vertrauen und sollte sich ausreichend Zeit zum Vergleichen nehmen. Achtung: Bei allzu hohen Renditen kritisch werden!
Fairness gewinnt! Geld verdienen ist nichts Schlechtes – wenn es dabei zwei Gewinner gibt. Falls Sie Angestellte haben, sollten Sie diese nicht als Kapital sehen, sondern als Partner. Gerade als Chefin muss man Vorbild sein.
Ich lege mein Geld lieber konventionell und ohne große Risiken an. Investitionen lohnen sich aus meiner Sicht, wenn sie in sinnvolle Projekte gehen, bei denen nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund steht.