Das Ziehen im Rücken und sonstige Malaisen? Unsexy! Noch weniger sexy: darüber zu lamentieren. Fand unsere Kolumnistin. Bis sie entdeckt hat, dass sie genau im richtigen Alter dafür ist.
Ein Italiener. Vier Frauen im besten Mittelalter vor dem zweiten Glas Wein. "Meine Osteopathin meint, sie würde meine Bandscheibe auch ohne OP wieder hinkriegen", sagt eine Freundin. "Aber mein Ballen muss leider unters Messer", seufzt die andere. "Sagt mal, gibt es eigentlich ein Mittel gegen frei liegende Zahnhälse?", wirft die Dritte in die fröhliche Runde, und ich sage: "Stopp! Wir sind jung, wir stehen voll im Saft, wir sind noch nicht die Summe unserer Zipperlein. Bis die Rechnung kommt, reden wir nur noch über Männer und Sex."
Schweigen. Auch mir fällt zu diesem Thema gerade nichts Spannendes ein. Oder soll ich die Runde damit langweilen, dass mein Mann schon wieder "Rücken" hatte, als es darum ging, die Getränkekästen raufzuschleppen? Das Elend haben ja die meisten selbst zu Hause. Und während ich meine Mädels betrachte, attraktive, selbstbewusste Frauen, denen das Leben nichts mehr vormachen kann, wird mir klar: Jedes Alter hat seine Schwerpunktthemen und daran ist wenig zu ändern.
Ohne unsere Einwilligung schleichen sich Gesundheitsthemen ein
Als meine Kinder klein waren, hat es mich immer total verzückt, wenn sie sich auf dem Autorücksitz in Babysprache unterhielten. Jahre später fand ich es total nervig, dass der Sprachschatz meiner Teenies nur noch aus "chillen, chatten, feiern" zu bestehen schien. Und ich erinnere mich sehr gut an die nächtlichen Endlosgespräche aus meiner wilden, vorehelichen Zeit: Wieso ruft er nicht an? Warum liebt er mich nicht? Wie krieg ich ihn wieder?
Kaum zu glauben, aber wir alle – solide Ehefrauen, gestandene Mütter, erfolgreiche Karrierefrauen – hatten mal eine Zeit, in der es für uns nichts Wichtigeres gab als die unergründlichen Seelenfalten der Männer. In der wir uns vor jedem Date stundenlang geschminkt haben, und es uns tatsächlich umgetrieben hat, dass er auf unsere blöde Frage "Liebst du mich eigentlich?" nur "Würde ich sonst nackt neben dir im Bett liegen?" geantwortet hat.
Nachdem wir alle mehr oder weniger glücklich in einer Beziehung gelandet bzw. Single geblieben sind, gab es eine lange Phase, in der zwei Themen Dauerbrenner waren: Kinderchaos und Berufsstress. Bei Kindern gab man von 1 bis 13 Jahren damit an, was sie alles SCHON konnten, von 14 bis 16, was sie alles NOCH nicht machten (kiffen, Sex), danach war Nachwuchs kein Thema mehr. Und über unseren Beruf unterhielten wir uns nur mit Berufstätigen, weil eine Freundin, die bis über beide Ohren im Kleinkindtaumel steckt, für Probleme wie "Meine Kollegin kriegt das bessere Büro" einfach die falsche Adressatin ist.
Tja, und dann, wenn das Leben Bergfest feiert, schleichen sich ohne unsere Einwilligung plötzlich Gesundheits- und Wellnessthemen in die Runde. Beide, das möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich betonen, so spannend und erotisch wie der Stütz-BH von Tante Käthe. Was danach kommt, habe ich kürzlich in meinem Fitnessclub gehört, wo zwei Männer um die siebzig an Crosstrainern keuchten.
"Den Rudi hat's im Schlaf erwischt", sagte der eine, "nächsten Dienstag ist die Beerdigung." – "Da kann ich nicht," erwiderte der andere, "da feiern wir den 10. Todestag meiner Schwiegermutter." Bandscheibe, Ballen, na und? Es hätte schlimmer kommen können.