Sandra Wenaweser, 48, ist Übersetzerin und Museumswissenschaftlerin an der HTW Chur. Die passionierte Töpferin arbeitet gern projektbezogen, zurzeit für mehrere Kulturinstitutionen. Sie träumt von einer Selbstständigkeit als Körpertherapeutin.
"Ich bin eine Vielleserin. Ich lese vor dem Einschlafen, nach dem Aufwachen, mittags, abends, im Zug, in den Ferien, Zeitungen, Sachbücher, Belletristik. Aber nichts fesselt mich so wie die Erzählungen von Alice Munro. Seit etwa vier Jahren lese ich ihre Bücher vorwärts und rückwärts, auf Deutsch und auf Englisch, darum bin ich nicht immer auf dem neuesten Stand, was andere Neuerscheinungen anbelangt. Da ich nachts oft unfreiwillig wachliege, bin ich auch noch eine begeisterte Hörbuchhörerin. Hören anstatt Lesen – das erfordert eine andere Aufmerksamkeit."
Alice Munro: "Zu viel Glück", S. Fischer, 28.50 Franken.
Dies ist der zwölfte Band auf Deutsch der wunderbaren kanadischen Erzählerin Alice Munro. Das Universum ihrer Storys ist unerschöpflich und faszinierend. Sie schreibt mitten aus dem vollen Leben. Ihre Geschichten sind oft verstörend, krass und verlangen aufmerksames Lesen. Dafür kann man sich schon mal in ihre Sprache verlieben und in ihr verlieren. Auch auf Deutsch ein grosser Sprachgenuss.
Anne Wilson Schaef: "Nimm dir Zeit für dich selbst", Heyne, gebraucht über Amazon, ab 5.40 Franken. Das handliche Büchlein liegt seit vielen Jahren auf meinem Nachttisch, weil es "tägliche Meditationen für Frauen, die zu viel arbeiten" enthält. Es bietet heilsame Anregungen um die Themen Sucht nach Arbeit, Fürsorge, Hetze und Geschäftigkeit. Und für jeden Tag des Jahres gibt es einen kurzen, inspirierenden Text.
Marjane Satrapi: "Persepolis", Süddeutsche Zeitung, 30.50 Franken.
Die Autorin hat die islamische Revolution im Iran als Kind von linken Intellektuellen erlebt. Diese Eindrücke hat sie in einem Comic gezeichnet – eine spannende, berührende und herzzerreissende Geschichte. Mit einfachen, eindringlichen Bildern fängt Satrapi aus Kindersicht die Geschichte ihrer Familie ein und zeichnet damit das Bild eines ganzen Volkes, das von einer extremistischen Minderheit geschunden wird.
Benoîte Groult: "Salz auf unserer Haut", Droemer Knaur Taschenbuch, 15.90 Franken.
Mit grosser Direktheit wird die Geschichte der geheimen Liebe zwischen einem Seemann und einer Pariser Intellektuellen erzählt. Diese von leidenschaftlicher Erotik geprägte Liaison endet nicht im Sommer der Begegnung, sondern zieht sich durch das ganze Leben der Beteiligten und prägt es. So klischeehaft das klingt, so intensiv und berührend ist der Roman geschrieben.
Johann Wolfgang Goethe: "Die Wahlverwandtschaften", Argon, Hörbuch, 69.90 Franken.
Ich wollte wieder einmal einen Klassiker "lesen" und entschied mich wegen der Sprecherstimme für "Die Wahlverwandtschaften". Udo Wachtveitl schafft es spielend, mich 550 Minuten lang über acht CDs zu faszinieren und wachzuhalten. Goethes Schilderungen dieser Beziehungen, die sich kreuzen, sind aktuell wie im 18. Jahrhundert.