Marlies Lanker-Müller leitet seit 2002 ihre Fotografenagentur. Davor war sie während neun Jahren Pressesprecherin des Zürcher Schauspielhauses. Die gebürtige Bregenzerin lebt in Zürich.
"Flohmärkte sind mein Mekka. Ich finde dort vieles, was in den Buchhandlungen nicht mehr aufliegt, manchmal sogar Erstausgaben. Am besten sind die Flohmärkte, die nur einmal jährlich in Kleinstädten stattfinden. Die Bücher dort tun mir leid. Nach dem vermutlichen Tod ihres Besitzers werden ganze Bibliotheken achtlos in Kisten gesteckt und als Kiloware weg- gegeben. Ich als Buch wäre beleidigt – lange. Als Buch hat man ja Zeit. Auf einem Flohmarkt habe ich auch Erich Maria Remarque entdeckt, Antal Szerb, Sándor Márai und Louis Bromfield. Manchmal finden sich Notizen, Unterstrichenes, Widmungen, sehr interessant. Ausserdem kaufe ich mit Begeisterung Foto- und Kochbücher."
Just Kids - Patti Smith (Fischer)
Seit meinem USA-Highschool-Jahr bin ich Fan von Patti Smith. Hier beschreibt sie, radikal und zärtlich, ihre Freundschaft mit Robert Mapplethorpe, die aus einer tiefen Liebe entstanden ist. Es ist auch die Geschichte über das Werden zweier Künstler in New Yorks Subkultur der 70er. Beeindruckend ist ihre Seelenverwandtschaft, die fliessende gegenseitige Inspiration und die treue Sorge um den anderen.
Eine Handvoll Leben - Marlen Haushofer (dtv)
Wer schildert die österreichische Seele am begreiflichsten? Musil, Zweig, Bachmann? Für mich: Marlen Haushofer mit "Eine Handvoll Leben": "Eine Frau kehrt nach 20 Jahren unerkannt in das Haus ihrer Familie zurück, das sie damals verlassen hatte, um ihre Ehe und eine Affäre aufzugeben. Sie bereute nichts, das Leben war schön, grauenhaft, sanft und ohne Gnade und immer stärker als ihr Herz, das sich dagegen stemmte."
Ida & Louise - Louise Carpenter (Dörlemann)
Der Mut, die Freude, die pragmatische Menschlichkeit dieser Schwestern hat mich tief beeindruckt. Als Opernfans und unauffällige Reisende getarnt, haben die beiden zwischen 1937 und 1939 zahlreichen deutschen und österreichischen Juden zur Flucht verholfen. Eine Geschichte, die sich auf die atemlos erlebnisreiche Autobiografie "Safe Passage" der beiden stützt, die ich ebenfalls mit Begeisterung gelesen habe.
Die hellen Tage - Zsuzsa Bánk (S. Fischer)
"Die Stimmung des Buches ist so eigentümlich, seine Erzählweise so unvergleichlich, dass man bisweilen wähnt, ein Buch aus einer anderen Zeit, ein Buch nicht ganz von dieser Welt zu lesen" – schrieb "Die Zeit". Das geht mir ebenso. Die Geschichte über das Heranwachsen dreier Kinder in den 60ern hat mich an meine Kindheit in einem Vorarlberger Dorf erinnert, in der man das Gefühl hatte, sie würde ewig dauern.
Die unsichtbare Brücke - Julie Orringer (Kiepenheuer & Witsch)
Die "New York Times" hat das Buch mit "Doktor Schiwago" verglichen. Dort war es auch lange Zeit auf der Bestseller-Liste. Es geht um eine wahre jüdische Liebes-, Familien- und Freundschaftsgeschichte, die hauptsächlich in Paris und Ungarn spielt. Sie ist so spannend und mitreissend, dass man es nach den 820 Seiten nicht fassen kann, diese tapferen, aussergewöhnlichen Protagonisten nicht länger begleiten zu dürfen.