Es ist erschreckend, wenn ein Kind in Armut aufwächst, wenn die Eltern trinken und es zu Hause weder Essen noch saubere Wäsche gibt. Dieses Buch erzählt von Leena, die all das erleiden muss.
Ausgewählt vom Netzwerk BücherFrauen, diesmal von Lektorin Jana Stahl.
Susanna Alakoskis "Bessere Zeiten" (Edition Fünf):
Schwedenfinnen nennt man die finnische Bevölkerungsminderheit in Schweden, die im Laufe der wechselvollen Geschichte der beiden Nachbarstaaten eingewandert sind, zuletzt auf der Flucht im Zweiten Weltkrieg. Etwa 72.000 Kinder, die sogenannten "finnländischen Kriegskinder", wurden damals nach Schweden verschickt, auch Leenas Vater. Die fünfköpfige Familie bekommt in den 1960er-Jahren eine Wohnung im Sozialbauviertel Fridhem in der Küstenstadt Ystadt. Hier wohnen vor allem arme, finnische Gastarbeiter. Das Viertel wird auch "Schweinehäuser" genannt.
Keine schöne Kindheit
Neben der Armut ist der Alkohol ein großes Problem in der Familie – und nicht nur dort, sondern im gesamten Umfeld. Der Leser begleitet Leena über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren. Am Anfang findet sie zu Hause noch familiäre Geborgenheit. Das Leben ist schlicht, aber die Eltern versuchen, es den Kindern gemütlich zu machen. Je älter Leena wird, desto bewusster nimmt sie ihre Situation und ihre Umgebung wahr. Sex und Gewalt werden Teil ihres Alltags.
Wenn sie in der Schule ist oder im Schwimmverein Erfolge feiert, kann sie ihr Leben zu Hause ausblenden. Aber die Phasen, in denen ihre Eltern nicht trinken, werden immer kürzer. Leena und ihre Geschwister werden dann für beide unsichtbar, sie schlafen kaum, bekommen nichts zu essen, keine saubere Wäsche und bleiben von zu Hause weg, ohne dass es die Eltern kümmern würde.
So schlicht, so bedrückend
Susanne Alakoski besticht in ihrem Romandebüt durch eine schlichte Sprache, anfangs im Kindergewand, die mit der stillen Heldin Leena mitwächst. Die beschriebene Welt erschreckt und befremdet. Alles könnte sich aber genauso auch bei uns um die Ecke abspielen. Gerade deshalb reißt einen dieses Buch so mit und macht tief betroffen.
Der Roman, 2006 im Original erschienen, wurde in Schweden über 300.000 mal verkauft und 2010 von Pernilla August verfilmt. In Deutschland startet der Film am 8. Dezember. Die Autorin ist parallel dazu auf Lesereise in Deutschland.
Dieses Buch können Sie hier bestellen:
Bessere Zeiten. Roman
Jana Stahl, 31, ist freie Lektorin mit dem Schwerpunkt Wirtschaftssachbuch und Ratgeber Beruf und Karriere in Heidelberg. Im Netzwerk der BücherFrauen ist sie als Regionalsprecherin Rhein-Neckar aktiv. Mehr Infos unter www.janastahl.de.
Diese Buch-Tipps entstanden in Kooperation mit den BücherFrauen. Mehr über die "Women in Publishing"