Eine Reflexion über das Leben, die Liebe, das Schreiben. Die großartig gelesene Auswahl von Texten aus dem Spätwerk Marguerite Duras lassen das Bild einer altersweisen, scharfzüngigen Diva entstehen.
Ausgewählt vom Netzwerk BücherFrauen, diesmal von der freien Redakteurin Ulrike Anders.
Marguerite Duras: "Das ist alles. C`est tout"
"Jetzt weiß ich, dass ich zehn Jahre lang hier geblieben bin. Allein. Und um Bücher zu schreiben, die mich und die anderen haben wissen lassen, dass ich die Schriftstellerin bin, die ich bin. Wie ist das zugegangen?"
Dieser Frage geht Marguerite Duras in einem fiktiven Gespräch mit ihrer jugendlichen letzten großen Liebe Yann Andréa Steiner nach. Dabei entfaltet sich ein assoziativer Gedankenkosmos rund um die Themen Leben, Sterben, Einsamkeit, Liebe, Identität und das Schreiben, das unausweichlich und allgegenwärtig über allem steht. Ohne das Schreiben kann Duras nicht existieren. Sie wisse nicht, wie man schreibt, sagt sie, aber ebenso wisse sie nicht, wie man nicht schreibt. "Tod oder Buch" – Marguerite Duras entscheidet sich immer wieder für das Leben und damit für das Schreiben.
Kai Grehn hat die Passagen aus den späten Werken "Écrire" und "C’est tout" so zusammengestellt, dass das Bild einer altersweisen, scharfzüngigen Schriftsteller-Diva entsteht, deren klare Gedanken und präzise Analysen keinen Widerspruch dulden. Die ausgezeichnete Auswahl der Sprecherinnen (Jeanne Moreau für den französischen Part und Mechthild Großmann für den deutschen) mit ihren rauen, respekteinflößenden Stimmen, macht diese Collage zu einem intensiven Hörerlebnis.
Vieles, was man in dieser knappen Stunde zu hören bekommt, wirkt nach. Ein Beispiel: Es gehört viel Sensibilität und vielleicht auch Einsamkeit dazu, um banale Dinge wie den Tod einer Fliege an der Wand zu beobachten und in dieser Banalität den Tod selbst als ein Ereignis von nicht zu übertreffender Bedeutung zu erkennen. Seit jeher hat Ulrike Anders eine Vorliebe für Literatur, Wörter und Sprache. So entschied sie sich für eine Ausbildung zur Sortimentsbuchhändlerin und studierte anschließend Buchwissenschaft, Informatik und Deutsche Philologie in Mainz. Anschließend arbeitete sie eine Weile als Lektorin im Suhrkamp Verlag, Frankfurt, bis es sie weiter nach Dortmund zog, wo sie als Redakteurin für den KV&H Verlag schrieb. Heute lebt und arbeitet Ulrike Anders als freie Redakteurin, Editorin und Lektorin in Essen.
Ulrike Anders
Diese Buch-Tipps entstanden in Kooperation mit den BücherFrauen. Mehr über die "Women in Publishing"
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