Mit der Missionarsstellung hat die Sexologin Maggie Tapert wenig im Sinn. Ihre Mission: Frauen, entdeckt eure erotische Macht und den Spass an eurer Sexualität!
EMOTION: Was war Ihre wichtigste Erkenntnis in Sachen Sex?
Maggie Tapert: Dass die weibliche Sexualität eine enorme, verschüttete Kraft ist und Raum zur Entfaltung braucht. Und dass sie nicht von Männern abhängt.
Weshalb kommen Frauen zu Ihnen?
Am häufigsten höre ich in meinen Seminaren: Ich habe keine Lust. Die Frauen sind gelangweilt, unzufrieden und ahnen, dass es mehr geben muss.
Was raten Sie diesen Frauen? Jede Frau muss herausfinden, was sie in ihrer Sexualität will. Nicht, welchen Mann sie will, sondern was sie will. Ich versuche, ihre erotische neugierde zu wecken, ihre Abenteuerlust. Es gibt so viele Möglichkeiten, zum Beispiel Rollenspiele, Sadomaso, Swingerclubs. Aber Frauen haben Angst vor allem Erotischen.
Nicht alle Frauen möchten in einen Swingerclub.
Das ist mir klar. Ich bin auch keine Swingerin. Aber ich weiß das, weil ich ein paar Mal dort war und es beurteilen kann. Man kann zu allem nein sagen, aber man muss es vorher ausprobiert haben.
Was kann eine Singlefrau für ihr Sexleben tun?
Zuallererst einen guten Vibrator kaufen. Die meisten Frauen denken, sie müssten einen Mann finden. Aber eine Frau muss zuerst mit ihrer eigenen Sexualität klarkommen. Wenn sie dann auf Datingseiten und Entdeckungsreisen geht, soll sie offen bleiben und bei einem positiven inneren Impuls sagen: Das probier ich aus.
Wie erreichen Sie die Frauen?
Durch die Vermittlung von Erfahrung. Es verändert einen grundlegend zu spüren: Meine Sexualität ist etwas Unglaubliches. Und sie hängt nicht vom Partner ab. Die Power bin ich. Er darf mitmachen, wenn er will.
Woher kommt Ihr unverkrampftes Verhältnis zum Sex?
Meine Eltern sind ihr ganzes Leben ineinander verliebt gewesen. Sex war bei uns zu Hause durchaus ein Thema. Das hat mich geprägt.
Wie bleibt Sex in langen Beziehungen lebendig?
Indem man etwas unternimmt, alleine, nicht unbedingt als Paar. Paartherapeuten behaupten zwar gern das Gegenteil, aber ich glaube, eine Frau sollte für sich selbst etwas neues ausprobieren und diese Kreativität dann in die Beziehung einbringen. Sie könnte beispielsweise regelmäßig eine Stunde einen Raum für sich und ihren Partner schaffen, in dem sie entscheidet, was geschieht.
Fiel Ihnen so etwas schon immer leicht?
Einen Mann zu verführen, war für mich immer ein Kinderspiel. Aber Sex ist mehr als das. Es ist ein erotisches Spiel. Heute gestalte ich erotische Situationen aktiver als früher. ich möchte immer den Mut haben, das zu tun, was mich in einem bestimmten Moment inspiriert. Seit drei Jahren bin ich Single und forsche so richtig. Ich genieße die Freiheit, mehrere Lover zu haben. Monogamie steht definitiv nicht mehr auf meinem Programm.
Ein Kapitel in Ihrem Buch heißt: "Begegnung – Kann man wirklich lieben und trotzdem frei sein?" Kann man?
Ja. Aber es ist Arbeit. Auch ich habe alte Programmierungen im Kopf, vom Mann, der alles kann und alles gibt. ich war zweimal verheiratet und müsste wissen, dass dieser Schlag Männer nicht existiert. Dafür solche, die ich ganz tief lieben könnte und dabei trotzdem frei bleibe.
Wo möchten Sie noch hin?
Möglicherweise in eine Beziehung mit mehr Verbindlichkeit. Ich frage mich manchmal, ob ich so weit bin. Der Moment wird es zeigen.
Was ist Ihr grösstes Talent?
Ich bin gut darin, Frauen eine Erlaubnis zu geben. Seit ich mich von meinem Schamgefühl befreit habe, kann ich anderen dabei helfen, ihres abzulegen. Viele Frauen scheinen nur darauf zu warten, dass ihnen jemand sagt: Entdeck den Spaß an deiner Sexualität!
Maggie Tapert erkrankte mit Anfang 40 an Krebs. Nach ihrer Heilung befasste sie sich mit energetischer Medizin und arbeitet heute in Zürich als Sexologin. Ihr Buch "Pleasure – Bekenntnisse einer sexuellen Frau" erscheint im Herbst (Südwest). Mehr: www.maggietapert.com.